Gefühle sind wie Wellen – sie kommen, sie gehen, sie verändern sich. Doch erst, wenn wir erkennen, dass wir nicht diese Wellen sind, sondern das Meer darunter, beginnt echte innere Freiheit. Gefühle sind Ausdruck unserer Lebendigkeit. Sie zeigen uns, was uns berührt, was uns inspiriert, was uns herausfordert – aber sie sind nicht unser Wesen.
Wenn wir über Gefühle sprechen, betreten wir ein weites Feld – voller Nuancen, Farben und Tiefen. Manche sprechen lieber von Emotionen, andere unterscheiden fein zwischen beidem. Für diesen Moment wollen wir beide Begriffe gleichsetzen, denn entscheidend ist nicht die Definition, sondern der bewusste Umgang mit dem, was wir empfinden.
Einer der wichtigsten Punkte ist: Wir sind nicht unsere Gefühle.
Wir haben Gefühle. Sie bewegen sich durch uns hindurch, verändern sich, kommen und gehen – wie Wellen, die ans Ufer schlagen. Wenn wir uns jedoch mit ihnen identifizieren, also glauben, ich bin wütend oder ich bin traurig, verfestigen wir etwas, das eigentlich fließt. Wenn wir stattdessen sagen, ich fühle Wut oder ich spüre Traurigkeit, entsteht ein kleiner, aber entscheidender Raum. Und in diesem Raum beginnt Bewusstheit.
Gefühle sind weder gut noch schlecht
Sie sind Energie in Bewegung – Schwingung, Resonanz, lebendige Information. Jede Emotion trägt eine Botschaft in sich. Freude zeigt uns, dass wir im Einklang mit uns selbst sind. Angst macht aufmerksam, dass etwas Beachtung braucht. Wut weist oft auf Grenzen hin, die überschritten wurden. Trauer hilft uns, loszulassen und Raum für Neues zu schaffen.
Wenn wir Gefühle unterdrücken, stauen wir Energie an. Was nicht fließen darf, wandelt sich – oft in Unruhe, Spannung oder körperliche Beschwerden. Wenn wir aber Gefühle bewusst wahrnehmen, sie beobachten und zulassen, ohne uns von ihnen mitreißen zu lassen, geschieht etwas Natürliches: Sie verändern sich. Denn Energie möchte immer in Bewegung bleiben.
Um diesen inneren Fluss bewusst zu erleben, kannst du eine kleine Schreibübung machen:
Übung: Gefühle wahrnehmen
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Nimm dir zwei Minuten Zeit.
Schreibe alles auf, was du in diesem Moment fühlst – ohne Bewertung, ohne Filter. Ob Freude, Müdigkeit, Ärger, Dankbarkeit oder Sehnsucht – alles darf da sein.
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Dann nimm dir drei weitere Minuten.
Notiere alle Emotionen, die du in den letzten sieben Tagen erlebt hast. Vielleicht sind sie widersprüchlich, vielschichtig oder kaum greifbar – es spielt keine Rolle. Lass sie einfach auf das Papier fließen.
Wenn du fertig bist, atme tief ein und aus. Lies deine Worte langsam.
- Was fällt dir auf?
- Gibt es Muster, Gefühle, die sich wiederholen, oder solche, die du selten zulässt?
Stell dir nun vor, jedes Gefühl sei eine Schwingung, eine Frequenz, die sich in dir bewegt. Freude klingt hell und weit, Trauer tief und weich, Wut stark und pulsierend. Wenn du sie alle anerkennst, ordnet sich dein inneres Klangfeld neu. Die Wellen glätten sich, die Spannungen lösen sich, und du kommst wieder in Resonanz – mit dir selbst.
Das ist der heilsame Moment: Nicht das aktive Loslassen, sondern das Bewusstwerden, Fühlen, Annehmen und sanfte Weiterfließenlassen.
Leichtigkeit entsteht nicht dadurch, dass alle schweren Gefühle verschwinden, sondern dadurch, dass du lernst, mit ihnen in Schwingung zu sein, ohne
dich in ihnen zu verlieren.
Wenn du aufhörst, gegen deine Gefühle anzukämpfen, beginnst du, mit dem Leben selbst zu schwingen – und genau dort entsteht wahre Harmonie.
©Martina M. Schuster
Bildquelle: Canva Pro

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