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In Schwingung kommen – Resonanz, Kohärenz und der Weg aus der Opferrolle

Energie - Das stille Spiel. Blogartikel von Martina M. Schuster, ConAquila GmbH, Akademie für Bewusstsein und Coachingausbildung, spirituell und mit Musik, Klang und Gesang
Eigentlich ist es ganz einfach: Alles schwingt und es gilt das Resonanzgesetz.

Das ganze Universum besteht aus Schwingungen – von den kleinsten Teilchen bis zu unseren Gehirnwellen und Herzschlägen. Auch unsere Gefühle und Gedanken haben ihre eigene Schwingung. Was zunächst metaphorisch klingt, hat einen realen Kern: So wie ein gestimmtes Instrument im richtigen Umfeld in Resonanz gerät, können auch Menschen mit ihrer Umgebung „mitschwingen“. Persönliche Weiterentwicklung bedeutet oft, die eigene Schwingung anzuheben – weg von Ohnmacht und Negativität hin zu mehr ResonanzKohärenz und Selbstwirksamkeit. Wissenschaftliche Erkenntnisse aus Psychologie und Neurowissenschaften zeigen, wie eng Körper und Geist verbunden sind und wie wir aus der Opferrolle in ein selbstbestimmtes Leben finden können. Im Folgenden erforschen wir diese Konzepte und ihre Bedeutung – verständlich und fundiert, mit einem reflektierenden Blick auf die Zusammenhänge.

Alles ist Schwingung – ein Blick auf Resonanz in Körper und Geist

Der Begriff Resonanz stammt ursprünglich aus der Physik und beschreibt das Mitschwingen eines Objekts im Takt einer äußeren Schwingung. Übertragen auf uns Menschen bedeutet Resonanz, sich auf einer emotionalen oder energetischen „Wellenlänge“ mit anderen oder mit der Umwelt zu befinden. Tatsächlich synchronisieren sich Menschen unbewusst erstaunlich oft: Studien zeigen, dass sich bei gemeinsam erlebten Momenten Körperfunktionen wie Herzschlag und Atmung angleichen (sciencedaily.com)

 

Hören Menschen z.B. dieselbe Geschichte gespannt mit, schlägt ihr Herz im gleichen Rhythmus wie das der anderen, sofern sie aufmerksam und engagiert bei der Sache sind (sciencedaily.com).

 

Diese körperliche Resonanz tritt also nicht nur bei direktem Kontakt auf, sondern auch dann, wenn wir psychisch-emotional „im Gleichklang“ sind – etwa durch geteilte Aufmerksamkeit oder Empathie. Auch auf neuronaler Ebene gibt es Resonanzphänomene. In den 1990er Jahren entdeckten Forscher sogenannte Spiegelneuronen: Nervenzellen, die bei Affen sowohl beim eigenen Handeln als auch beim Beobachten derselben Handlung bei anderen feuern (positivepsychology.com). Beim Menschen wird vermutet, dass dieses Spiegelneuronensystem eine Grundlage für Empathie und soziales Lernen bildet. Es erlaubt uns, intuitiv nachzuempfinden, was andere fühlen oder beabsichtigen. Wenn wir jemanden lachen sehen, „überträgt“ sich oft das Lachen – unser Gehirn reagiert, als würden wir selbst lachen. Dieser Effekt geht so weit, dass gleichgestimmte Emotionen zu einer Synchronisation der Gehirnaktivität zwischen zwei Menschen führen können: Eine EEG-Studie fand beispielsweise heraus, dass geteilte schmerzhafte Erfahrungen die Gehirnwellen zweier Personen im Alphabereich in Phase synchronisieren und so eine emotionale Resonanz erzeugen. Je stärker diese Resonanz, desto enger fühlten sich die Beteiligten danach verbunden – ihre soziale Bindung wurde messbar gestärkt (pubmed.ncbi.nlm.nih.gov)

 

Resonanz ist also kein esoterisches Konzept, sondern in unserem Nervensystem verankert. Wenn wir uns „auf einer Wellenlänge“ mit jemandem befinden, spiegelt sich das buchstäblich in Körperreaktionen und Hirnaktivität wider. Positive Resonanz – etwa in Form von geteiltem Lachen, mitfühlendem Verstehen oder gemeinsamer Begeisterung – kann unser Wohlbefinden steigern und Verbundenheit schaffen. Negative Resonanz hingegen kennen wir als ansteckende Unruhe oder geteilte Angst in Gruppen. Unser Nervensystem reagiert ständig auf die Schwingungen um uns herum und sucht nach Resonanz – bewusst oder unbewusst. Dieses Wissen können wir nutzen: Indem wir uns mit positiven Menschen umgeben oder gezielt für entspannende Atmosphäre sorgen (Musik, Natur, Atemrhythmus), stimmen wir uns auf hilfreichere Frequenzen ein. Resonanz bedeutet in diesem Sinne Verbindung – zu anderen und zu uns selbst.

 


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Kohärenz: Innere Ordnung und Sinn als Kraftquelle

Neben der Resonanz mit unserer Umgebung spielt die innere Kohärenz eine zentrale Rolle für psychische Gesundheit und Resilienz. Kohärenz bedeutet Stimmigkeit oder Zusammenhalt. Aaron Antonovsky, Begründer der Salutogenese, prägte den Begriff Kohärenzgefühl (Sense of Coherence) für die tief verwurzelte Zuversicht, dass das eigene Leben verstehbar, handhabbar und sinnvoll ist (leitbegriffe.bzga.de) Dieses Kohärenzgefühl entwickelt sich im Laufe des Lebens durch Erfahrungen und Ressourcen und entscheidet maßgeblich darüber, wie gut wir Stress bewältigen können (leitbegriffe.bzga.de) . Antonovskys Forschungen zeigten, dass Menschen mit einem hohen Kohärenzgefühl stressresistenter und gesünder sind.  Sie erleben ihr Leben als verstehbar (die Ereignisse sind nicht pure Willkür, sondern folgen einer gewissen Logik), als handhabbar (man fühlt sich den Anforderungen gewachsen oder weiß, wo Hilfe zu finden ist) und als sinnhaft (es gibt einen Grund, warum es sich lohnt, Schwierigkeiten zu meistern). Wer sein Leben als kohärent empfindet, kann flexibler auf Herausforderungen reagieren und die nötigen Ressourcen aktivieren, statt in Hilflosigkeit zu verharren. (Heart Math Institute)

Das schützt vor dem Gefühl, Opfer der Umstände zu sein. Psychisch bedeutet Kohärenz ein Gefühl innerer Ordnung: Dinge ergeben einen Sinn und stehen in Zusammenhang. Dieses Gefühl ist wie ein innerer Kompass, der auch in Krisen Richtung und Halt gibt. Eine Situation wird dann nicht mehr als bedrohliches Chaos wahrgenommen, sondern als Herausforderung, die man sinnvoll bewältigen kann. Für unser Thema – den Weg aus der Opferrolle – liefert das Kohärenzgefühl einen entscheidenden Hinweis: Je mehr wir einen Sinn in unseren Erfahrungen erkennen und das Gefühl haben, sie einordnen und beeinflussen zu können, desto weniger fallen wir in die Haltung des hilflosen Opfers. Stattdessen entwickeln wir eine aktive Bewältigungshaltung. Es lohnt sich also, die eigene Lebensgeschichte und aktuelle Krise daraufhin zu betrachten: Wo kann ich trotz allem Verstehbarkeit finden? Welche Aspekte kann ich kontrollieren oder managen? Und welchen persönlichen Wert oder Lernertrag kann ich darin entdecken? Diese Fragen stärken die Kohärenz – und damit die seelische Widerstandskraft.

 


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Selbstwirksamkeit und Resilienz: Aus der Opferrolle herausfinden

Selbstwirksamkeit bezeichnet die Überzeugung eines Menschen, aus eigener Kraft schwierige Situationen meistern zu können.  Der Psychologe Albert Bandura zeigte bereits in den 1970ern, wie wichtig diese Überzeugung für Motivation und Verhalten ist. Wer an die eigene Wirksamkeit glaubt, packt Probleme eher an, hält länger durch und scheut sich weniger vor Veränderungen. (intrapsychisch.de)

Genau diese Haltung unterscheidet einen aktiven Gestalter vom passiven Opfer. In der Opferrolle fühlt man sich machtlos und ausgeliefert – man glaubt, die Dinge „passieren einem“ und man könne ohnehin nichts tun. Psychologisch geht die Opferhaltung oft mit geringem Selbstwert und Pessimismus einher, verbunden mit Gefühlen von Schuld, Scham oder Selbstmitleid.  Man neigt dazu, die Verantwortung für Probleme ausschließlich im Außen zu sehen („die anderen sind schuld“) und verharrt in einer Art Unbeweglichkeit.  Dieser Zustand kann sogar zum Teufelskreis werden: Je mehr man grübelt und innerlich sein Leid beklagt, desto weniger Energie bleibt, aktiv etwas zu verändern. .Der Weg aus der Opferrolle beginnt daher mit dem Wiederentdecken der eigenen Handlungsfähigkeit. Selbstwirksamkeit ist der Schlüssel dazu. Studien belegen, dass ein Gefühl von Selbstwirksamkeit angstausgleichend wirkt – es stärkt das Sicherheitsgefühl und verbessert unser Befinden (therapeuten.traumaheilung.de).

 

Wenn wir merken „Ich kann ja doch etwas tun“, schaltet unser Nervensystem aus dem Alarmmodus einen Gang herunter. Praktisch kann man Selbstwirksamkeit trainieren, indem man sich an kleine Erfolge erinnert oder bewusst neue Herausforderungen angeht, um Erfahrungen des Bewältigens zu sammeln. Jede gemeisterte Schwierigkeit – so klein sie sein mag – sendet an unser Gehirn die Botschaft: Du bist nicht hilflos!Mit der Zeit summieren sich solche Erfahrungen zu einem neuen Selbstbild. Anstatt „Ich bin ausgeliefert“ heißt es dann immer öfter „Ich habe Einfluss auf mein Leben“.Resilienz, die seelische Widerstandsfähigkeit, baut zu großen Teilen auf Selbstwirksamkeit auf. Resiliente Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie auch in widrigen Lebenslagen handlungsfähig bleiben und sich schneller aus negativen Gefühlen herausarbeiten. Sie übernehmen Verantwortung für ihr Erleben, statt anderen die komplette Macht über ihr Glück oder Unglück zu geben. Beispielsweise beschreiben Resilienz-Modelle die Fähigkeit, die Opferrolle zu verlassen und Eigenverantwortung zu übernehmen, als zentralen Faktor der Selbststärke. (resilienzstudie.com) Dazu gehört, die persönlichen Anteile an einer schwierigen Lage zu erkennen und bewusst zu entscheiden, was man selbst ändern kann. Natürlich gibt es immer Umstände, die wir nicht beeinflussen können. Aber selbst dann bleibt uns die Wahl, wie wir damit umgehen und welche Bedeutung wir dem Beimessen. Diese Proaktivität unterscheidet den „Überlebensmodus“ von einem gestaltenden Modus.

Ein praktischer Schritt aus der Opferhaltung ist, sich wieder als Akteur im eigenen Leben zu erleben. Das kann im Kleinen beginnen: Entscheidungen treffen - auch wenn es nur ganz kleine Schritte zunächst sind, anstatt alles geschehen zu lassen; Grenzen setzen und „Nein“ sagen, wo es nötig ist; Unterstützung suchen, statt in Isolation zu verharren. Auch Reflexion ist wichtig: Resiliente Menschen sind oft fähig, ihre Situation aus einer Meta-Perspektive zu betrachten und lernend zu interpretieren, anstatt sich von negativen Emotionen überwältigen zu lassen. Psychologin Edith Grotberg formulierte als Leitsatz für Resilienz: “Ich habe, ich bin, ich kann” – Ressourcen erkennen, ein positives Selbstkonzept haben und wirksames Handeln umsetzen. Diese innere Haltung lässt sich kultivieren. Mit jedem Schritt übernehmen wir ein Stück Selbstverantwortung und verlassen die Opferrolle.

 


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Neurowissenschaftliche Perspektiven: Gehirnwellen, Frequenzen und innere Kohärenz

Interessanterweise findet das Konzept der Schwingung auch ganz konkret im Gehirn statt: Unsere Gehirnzellen kommunizieren in Form elektrischer Impulse, die sich als Gehirnwellen in verschiedenen Frequenzbändern messen lassen. So dominieren beispielsweise schnelle Beta-Wellen (um 20 Hz) im wachen Alltagsbewusstsein, während Alpha-Wellen (um 8–10 Hz) mit entspanntem, aber wachem Zustand verknüpft sind

(news.miu.eu). In tiefer Meditation oder im Flow-Zustand zeigt das EEG häufig ein synchrones Alpha-Muster, verbunden mit einem Gefühl ruhiger Wachheit.

 

Neurowissenschaftler sprechen von Kohärenz der Gehirnwellen, wenn verschiedene Hirnregionen im Gleichtakt schwingen. Bemerkenswert ist, dass hohe Gehirnwellen-Kohärenz mit einer Reihe positiver Effekte einhergeht: Untersuchungen im Kontext meditativer Zustände (z.B. Transzendentale Meditation) fanden Korrelationen zwischen kohärenten Hirnwellen und höherer geistiger Leistungsfähigkeit, Kreativität, emotionaler Stabilität und sogar einem gesteigerten Selbstwertgefühl. Mit anderen Worten: Wenn das Gehirn geordnet und im Einklang schwingt, fühlt sich der Mensch offenbar wohler und funktioniert auf hohem Niveau.Was passiert da genau? Ein Bild dafür lieferte eine öffentliche Demonstration eines Neuroforschers: Er zeigte, wie sich bei einer meditierenden Person auf der Bühne binnen Sekunden die zuvor chaotischen, schnellen Beta-Wellen in langsame, regelmäßige Alpha-Wellen verwandelten – und wie sich diese über das gesamte Gehirn hinweg synchronisierten. Diese Kohärenz war quasi sichtbar auf einem Monitor: Alle Wellenlinien der verschiedenen Elektroden zeigten nun ein ähnliches Muster. Mit geschlossenen Augen trat die Probandin in einen Zustand ein, den man als „entspanntes Wachsein“ beschreiben kann – in der yogischen Tradition Samadhi genannt. Laut den Forschern ist genau diese gleichförmige Alpha-Aktivität das Kennzeichen eines hoch kohärenten Hirnzustands, aus dem viele positive Effekte resultieren. Tatsächlich wurde in weiteren Messungen festgestellt, dass während gemeinsamer Meditation sogar ein kollektiver Effekt auftreten kann: Die Gehirnwellen mehrerer Personen können sich tendenziell angleichen, wenn sie synchron in einem meditativen Zustand sind. (news.miu.edu)

 

Dies erinnert an die zuvor beschriebene Resonanz zwischen Menschen, nur dass hier das Medium die bewusst kultivierte Schwingung des Gehirns ist.Auch außerhalb der Meditation können wir durch bestimmte Aktivitäten oder Techniken unsere Gehirnfrequenzen beeinflussen. Musik mit ca. 60 bpm kann z.B. Alpha-ähnliche Rhythmen fördern, tiefe Atemübungen beruhigen das Nervensystem und verlagern die Hirnaktivität weg von hektischem Beta. Wichtig dabei ist nicht, immer nur langsamere Wellen zu haben – Beta hat seine Berechtigung beim konzentrierten Denken – sondern flexibel schalten zu können und störende Dauererregung (z.B. chronische Stress-Beta-Wellen) zu vermeiden. Eine innere Kohärenz im Sinne eines geordneten Gehirnwellenmusters bedeutet, dass unsere Emotionen, Gedanken und Körperreaktionen harmonisch zusammenarbeiten. In diesem Zustand fühlen wir uns oft „im Reinen“ mit uns selbst. Moderne Forschungen zum Konzept der Herz-Kohärenz zeigen Ähnliches: Wenn wir positive Emotionen empfinden, wird unser Herzschlag variabler und folgt einem geschmeidigen, sinusförmigen Muster – ein Zeichen dafür, dass Herz, Gehirn und Hormonsystem im Gleichklang funktionieren (heartmath.org). Dieses kohärente Herzratenmuster steht in Zusammenhang mit verbesserten kognitiven Funktionen, mehr emotionaler Flexibilität und stärkerem Verbundenheitsgefühl. 

 

Wir sind dann buchstäblich in besserem „Einklang“ – biologisch messbar und subjektiv spürbar. Die Vorstellung, die eigene Frequenz zu erhöhen, bekommt durch diese Erkenntnisse einen konkreten Sinn: Sie bedeutet, gezielt solche Zustände herbeizuführen, in denen Körper und Geist kohärent schwingen. Das kann durch Meditation, Atemtechniken, aber auch durch einfache freudige Aktivitäten oder Momente der Dankbarkeit geschehen. Positive Emotionen wie Wertschätzung und Liebe zeigen in Studien messbar kohärente Muster im Körper

 

Spiritualität spricht hier vom Herz als Zentrum guter Schwingung, die Wissenschaft vom Zusammenspiel des autonomen Nervensystems. Beides meint letztlich: In der Ruhe und Positivität findet unser Organismus zu einer Ordnung, die uns guttut.

 

Verkörperte Sicherheit: Polyvagal-Theorie und somatische Marker

Unsere Fähigkeit, aus der Opferrolle herauszukommen, hängt nicht nur von Gedanken und Einstellungen ab, sondern tiefgreifend auch vom Körper und dem autonomen Nervensystem. Hier setzt die Polyvagal-Theorie des Neurowissenschaftlers Stephen Porges an. Sie erklärt, wie unser Gefühl von Sicherheit oder Bedrohung durch den Vagusnerv beeinflusst wird – den Hauptnerv des Parasympathikus, der zwei Äste hat: einen älteren, dorsalen (rückseitigen) Zweig und einen jüngeren, ventralen (bauchseitigen) Zweig (therapeuten.traumaheilung.de).

 

Vereinfacht gesagt, versetzt uns der dorsale Vagus in einen Shutdown-Modus (Erstarren/Opferreflex bei Überwältigung), während der Sympathikus für Kampf- oder Fluchtreaktionen sorgt. Der ventrale Vagus hingegen – das „soziale Nervensystem“ – ermöglicht Entspannung und Sozialkontakt, wenn wir uns sicher fühlen. (therapeuten.traumaheilung.de)

 

Warum ist das wichtig? Menschen mit traumatischen Erfahrungen oder anhaltendem Stress verbleiben oft unbewusst in defensiven Zuständen – ständig auf der Hut oder innerlich abgeschaltet.  In der Opferrolle dominieren Gefühle von Angst, Hilflosigkeit oder Erstarrung, was genau diesen körperlichen Mustern entspricht. Ohne ein Grundgefühl von Sicherheit ist es kaum möglich, neugierig, offen und handlungsfähig zu sein. . Der Körper hält sozusagen an einem Notprogramm fest. Umgekehrt merken wir, wie mit steigendem Sicherheitsgefühl (etwa durch soziale Unterstützung, therapeutische Begleitung oder achtsame Selbstzuwendung) plötzlich wieder Energie, Mut und Handlungslust auftauchen – Zeichen dafür, dass wir in den ventral-vagalen Modus wechseln. Porges’ Theorie betont, dass soziale Verbundenheit ein direkter Weg ist, das Nervensystem in Sicherheit zu wiegen: Freundliche Gesichter, wohlwollender Augenkontakt, beruhigende Stimmen – all das signalisiert unserem Körper, dass keine akute Gefahr besteht. Dann können wir uns aus der Defensive lösen. Ein Aspekt, der hier hineinspielt, ist die Rolle von somatischen Markern. Der Neurowissenschaftler Antonio Damasio prägte diesen Begriff für körperliche Empfindungen, die mit emotionalen Bewertungen verknüpft sind – im Grunde unser „Bauchgefühl“. Jede Erfahrung, besonders emotional bedeutsame, hinterlässt eine Art körperliches Echo (z.B. Herzklopfen bei Angst, warme Weite in der Brust bei Freude) (resilienz-akademie.com). 

 

Später dienen diese somatischen Marker als Entscheidungshilfen: Der Körper erinnert uns unbewusst daran, was sich gut oder schlecht anfühlt, und leitet unser Verhalten entsprechend, das wird auch ganz gezielt im Coaching eingesetzt.

 

Damasios Hypothese besagt, dass Verstand und Gefühl untrennbar kooperieren – Entscheidungen werden besser, wenn wir auf diese körperinternen Signale achten, statt sie zu ignorieren. . Für die persönliche Entwicklung heißt das: Unser Körper weiß oft, was uns guttut und was nicht, lange bevor unser Verstand alle Pro- und Kontralisten geschrieben hat. Dieses Wissen ist in Form von Empfindungen präsent. Im Kontext der Opferrolle kann das bedeuten, dass der Körper ständig Alarm schlägt (z.B. innere Unruhe, Engegefühl in der Brust), was unsere Geschichte der Hilflosigkeit bestätigt. Lernen wir jedoch, unsere somatischen Marker wahrzunehmen und zu regulieren, gewinnen wir einen neuen Zugriff. Achtsamkeitsübungen, körperorientierte Therapien oder einfach bewusstes Innehalten und Spüren können helfen, diese Signale zu entschlüsseln. Zum Beispiel kann man feststellen: „Immer wenn ich an Situation X denke, schnürt es mir den Magen zu – was will mir dieses Gefühl sagen?“ Indem wir solche Marker nicht reflexhaft vermeiden, sondern neugierig untersuchen, erfahren wir mehr über unsere wahren Bedürfnisse. Vielleicht zeigen sie an, wo Grenzen überschritten wurden oder wo unerfüllte Sehnsüchte liegen.

 

Die Polyvagal-Theorie lehrt uns außerdem, wie wichtig aktive Selbstberuhigung und Co-Regulation sind. Co-Regulation meint, sich mit Hilfe eines anderen Nervensystems zu beruhigen – etwa wenn ein einfühlsamer Mensch durch seine bloße Präsenz oder eine Umarmung unsere Atmung und unseren Herzschlag beruhigt (man könnte sagen, er resoniert uns in einen sicheren Zustand). Tatsächlich synchronisieren sich in liebevollen Beziehungen Herzrhythmen und sogar Hirnwellenmuster zwischen Partnern messbar, was auf tiefe biologische Harmonie hindeutet

(lifespa.com).

 

Solche Erfahrungen korrigieren das innere Alarmsystem: Der Körper lernt, dass nicht jeder Moment Wachsamkeit erfordert, dass da Sicherheit und Verbindung möglich sind. Daraus erwächst neue Stärke. Schritt für Schritt verlassen wir die körperliche Starre der Opferrolle und kommen (im wahrsten Sinne des Wortes) wieder in Bewegung. Der Körper darf entspannen, das Ventil für Lebensenergie öffnet sich, und wir spüren wieder Lebendigkeit und Handlungsspielraum.

 



Spirituelle Perspektiven: Schwingung und Bewusstsein im Einklang mit der Wissenschaft

Viele spirituelle Traditionen verwenden die Sprache der Schwingung: Man spricht davon, „die eigene Frequenz zu erhöhen“ oder „in einer hohen Schwingung“ zu sein, um ein erfüllteres Leben zu führen. Gemeint ist damit meist ein Zustand von Liebe, Freude oder Dankbarkeit – Emotionen, die als hochschwingend gelten, im Gegensatz zu niederschwingenden Gefühlen wie Angst, Wut oder Verzweiflung. Aus wissenschaftlicher Sicht lassen sich diesen poetischen Bildern bemerkenswerte Parallelen zuordnen. Wie wir gesehen haben, gehen positive Emotionen mit geordneten, kohärenten Mustern in Gehirn und Körper einher (hearthmath.org).

 

Man könnte sagen: In Momenten von Dankbarkeit oder Mitgefühl schwingt unser ganzes Wesen harmonischer. Das Herz schlägt gleichmäßiger und variabler, Stresshormone sinken, wir fühlen uns verbunden. Es ist, als würden wir intern feiner justiert und senden auch nach außen „bessere Schwingungen“ aus – was oft wiederum zu positiver Resonanz bei anderen führt.Die Vorstellung, dass „alles Energie ist“, wie es z.B. dem Physiker Nikola Tesla zugeschrieben wird, findet im Zusammenwirken von Geist und Körper konkrete Bedeutung. Unsere Gedanken haben messbare Auswirkungen auf das Energieniveau unseres Gehirns; unsere Gefühle beeinflussen Ausschüttungen von Botenstoffen und die Frequenz unserer Herzschläge. Spirituelle Ansätze betonen häufig die Einheit von Körper, Geist und Seele – und genau diese Einheit spiegelt sich im Konzept der Kohärenz wider, wenn verschiedene Systeme in uns im Gleichklang arbeiten. 

 

Ein kohärentes System strahlt Stabilität und Klarheit aus. Man könnte sagen, jemand mit hoher innerer Kohärenz hat eine spürbar gute Aura oder positive Ausstrahlung – Beschreibungen, die dem Alltagsverständnis von „hoher Schwingung“ nahekommen. Wichtig ist, spirituelle Ideen nicht als Widerspruch zur Wissenschaft zu sehen, sondern als ergänzende Perspektive. Wo die Spiritualität Bilder und Worte für subjektives Erleben liefert, kann die Wissenschaft die zugrundeliegenden Mechanismen erforschen. Wenn es beispielsweise heißt, durch Meditation erhöhe man seine Schwingung, so lässt sich das wissenschaftlich als verändertes Gehirnwellenprofil und gesteigerte Herzratenvariabilität darstellen (news.miu.edu

heartmath.org)  – beides Indikatoren für Entspannung und positive Emotionen. Beide Sichtweisen beschreiben letztlich den gleichen Elefanten, nur von unterschiedlichen Seiten. Für an persönlicher Entwicklung interessierte Menschen kann dieses Brückenbauen sehr wertvoll sein: Es entmystifiziert einerseits vage esoterische Konzepte und zeigt, dass handfeste Übungen wie Atemtechnik oder Achtsamkeit tatsächlich physiologische Schwingungszustände verändern. Andererseits bereichert es die nüchterne Wissenschaft um Bedeutung und Tiefe – denn Begriffe wie Resonanz oder Energie haben auch eine poetische, erlebensnahe Qualität, die uns motiviert und Sinn stiftet.

 

Wenn wir davon sprechen, „mit dem Leben in Resonanz zu gehen“, klingt das sofort nach einer ganzheitlichen Erfahrung. Es bedeutet, Ja zum Fluss des Lebens zu sagen, Vertrauen zu entwickeln und sich zugleich als aktiven Teil dieses Ganzen zu begreifen. Die wissenschaftlichen Modelle, die wir betrachtet haben – ob Selbstwirksamkeit, Kohärenzgefühl, neuronale Resonanz oder Polyvagal-Theorie – untermauern alle in gewisser Weise diese Haltung. Sie zeigen, wie eng Verbundenheit, Sinnempfinden und körperliche Sicherheit ineinandergreifen, und dass wir durch bewusste Praxis Einfluss darauf nehmen können.

 

Einzelsitzungen bei Martina M. Schuster

©Martina M. Schuster

Bildquelle: Canva Pro


Fazit: In Resonanz mit dem Leben – Verantwortung und Verbundenheit

Der Weg aus der Opferrolle heraus lässt sich als Prozess zunehmender Kohärenz und Resonanz verstehen. Je mehr wir uns selbst verstehen und annehmen, desto stimmiger fühlen wir uns im Inneren – wir entwickeln Kohärenz. Je mehr wir erfahren, dass wir Einfluss nehmen können, desto stärker wächst unser Gefühl der Selbstwirksamkeit und wir verlassen die Hilflosigkeit. Resonanz kommt ins Spiel, wenn wir uns mit der Welt um uns herum verbinden: Statt im Kampfmodus oder Rückzug zu verharren, treten wir in Austausch – mit Menschen, mit Aufgaben, mit uns selbst. Wir spüren dann wieder, was wirklich ist, und können positiv darauf antworten.

 

Wissenschaftlich untermauerte Konzepte aus Psychologie und Neurowissenschaft zeigen uns, dass diese Veränderung kein bloßer Zufall ist, sondern aktiv unterstützt werden kann. Resonanz entsteht, wenn wir uns öffnen und aufmerksam werden – sei es im Gespräch, durch Zuhören oder durch Empathie, bis hin zur Synchronisierung von Herzschlag und Gehirnwellen (sciencedaily.com). Kohärenz wächst, wenn wir Zusammenhänge erkennen und ein Gefühl von Sinn entwickeln – in unserem Leben genauso wie in unserem Körper, wo Herz und Hirn im Gleichklang arbeiten (leitbegriffe.bzga.de, heartmath.org). Selbstwirksamkeit stärkt uns, indem sie die innere Haltung „Ich kann etwas bewirken“ festigt – neurologisch übersetzt heißt das, wir verlassen den dauernden Alarmzustand und aktivieren Regenerations- und Lernprozesse (therapeuten.traumaheilung.de)  All diese Elemente zusammen bilden das Fundament von Resilienz, jener Fähigkeit, trotz Stürmen immer wieder aufzustehen und zu wachsen.

 

Am Ende ist der Ausweg aus der Opferrolle eine Reise zu uns selbst. Es geht darum, die Verantwortung für das eigene Erleben zurückzugewinnen – in dem Wissen, dass wir eingebettet sind in größere Zusammenhänge. Wir sind keine isolierten Opfer äußerer Umstände, sondern Teil eines schwingenden Netzes aus Beziehungen, Bedeutungen und biologischen Rhythmen. Wenn wir lernen, mit diesen zu tanzen, finden wir Schritt für Schritt zurück in unsere Kraft. Die Wissenschaft liefert uns heute beeindruckende Landkarten für diese Reise, doch gehen müssen wir sie selbst – achtsam, mutig und mit dem Vertrauen, dass in uns ein Grundton von Kohärenz klingt, der uns führen kann. Indem wir uns auf diesen Ton einstimmen, kommen wir in Resonanz mit dem Leben und können vom passiven Opfer zum aktiven Gestalter unseres eigenen erfüllten Weges werden. 

 

©Martina M. Schuster

Quellenangaben im Fließtext.

Bildquelle: Canva Pro

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Kommentare: 1
  • #1

    Dr. Hanne W. (Montag, 12 Mai 2025 09:25)

    Hallo Frau Schuster,
    das ist ja mal ein ausführlicher Blogartikel. Super toll. Vielen Dank.

    Liebe Grüße,
    Ihre Hanne


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