
Ob wir nun sprechen oder singen, wir benötigen Atem. Beim Singen - inklusive dem Tönen, Summen, beginnt der Atem zu fließen, Spannungen, Ängste und Sorgen lösen sich schnell. Der Grund liegt darin, dass sich der Mensch beim Singen weder in der Vergangenheit noch in der Zukunft befindet, sondern nur im Hier und Jetzt. Was durch Meditieren oft nicht so schnell erreicht wird, durch das Singen gelingt es sofort: das Verweilen im Moment. Dies ist ein wichtiges Kriterium im Einüben der Achtsamkeit und Bewusstheit.
Die persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten sind eng mit der Entfaltung der Stimme verknüpft
Es ist allgemein bekannt, dass die Entfaltungsmöglichkeiten eines Individuums eng mit den Gegebenheiten für die Entfaltung seiner Stimme verknüpft sind. Die stimmliche Ausdrucksfähigkeit beeinflusst maßgeblich die persönliche Entwicklung eines jeden Einzelnen. Dieser Zusammenhang lässt sich leicht nachvollziehen, da sich ein Mensch freier und unmittelbarer ausdrücken kann, wenn seine Stimme ungehindert fließt, im Vergleich zu dem Fall, in dem er sich unter Anspannung Gehör verschaffen muss. Diese Freiheit und Gelassenheit im Umgang mit anderen verleiht ihm eine größere Souveränität und Authentizität. Die positive Reaktion der Außenwelt darauf bleibt nicht aus, was im Gegensatz dazu stünde, wenn die Kommunikation unter Druck stattfinden würde.
Es gibt eine enge Verbindung zwischen der Stimme und der individuellen Identität
Die Stimme eines Menschen spiegelt seine Persönlichkeit wider, und es besteht eine enge Verbindung zwischen der Stimme und der individuellen Identität. Unser menschliches System erkennt oft schneller als unser Verstand, ob der Sprechende mutig, ängstlich, müde oder energiegeladen ist. Diese Wahrnehmung beeinflusst auch die Reaktionen der Außenwelt. Daher überrascht es nicht, dass die stimmliche Ausdrucksfähigkeit – nicht nur verbal – einen signifikanten Einfluss auf die wahrgenommene Führungskompetenz einer Person hat. Eine Führungskraft mit einer schwachen Stimme und flachem Atem wirkt wenig überzeugend.
Du wirst sicherlich zustimmen können, dass Menschen mit einer klaren Stimme oft positiver und aufrichtiger wahrgenommen werden, was häufig zu mehr Respekt und Höflichkeit führt. Die Wirkung einer Person auf ihre Umwelt setzt sich nach Erkenntnissen der Kommunikationswissenschaft zu 7 % aus den gesprochenen Worten, zu 55 % aus der Körpersprache und zu 38 % aus der Stimme zusammen. Wenn man bedenkt, dass die Körperhaltung stark vom Atmen abhängt – dem Träger der Stimme – wird deutlich, dass die Auswirkungen einer tiefen Atmung enorm sind.
Durch Singen und Tönen in verschiedenen Formen verfügen wir über eine ausgezeichnete Ressource im Coachingprozess, um Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung und damit auch in ihrer Ausstrahlung zu stärken. Diese Arbeit beeinflusst das Wohlbefinden auf körperlicher, emotionaler und sozialer Ebene gleichermaßen. Sie ermöglicht die Transformation von schlechten Stimmungen, die Auflösung von Spannungen, eine Verbesserung des allgemeinen Befindens, das Fassen von Mut und das schnelle Manifestieren gewünschter Verhaltensänderungen. Darüber hinaus eröffnet sie neue Wege zur Selbsterkenntnis, zur Selbstheilung im Sinne einer Ganzwerdung und nicht zuletzt zur emotionalen, geistigen und körperlichen Entgiftung. Singen und Tönen sind eine fortlaufende Auseinandersetzung mit sich selbst, die den Menschen und den Klienten stetig bereichert.
Eine kleine Gesangsübung
Nutze einen ruhigen Moment am Tag, um bewusst und tief zu atmen. Beginne dann, mit leichten Tönen zu summen oder zu singen. Spüre, wie die Vibrationen deiner Stimme deinen Körper durchströmen. Dies kann nicht nur die Stimme stärken, sondern auch das allgemeine Wohlbefinden steigern.
©Martina M. Schuster
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