
Warum wir sparsam mit Binsenweisheiten sein sollten – und was echte Coaching-Professionalität ausmacht
„Sag mal, ich sehe in letzter Zeit so viele Coaches auf Instagram und Co. – die posten Dinge wie: Geh mal in den Wald spazieren, Tu, was dir gefällt, Lass einfach los … Ist das Coaching? Zahlen dafür die Menschen tatsächlich Geld? Machst du das auch so? Unterrichtest du sowas in deiner Akademie? Findest du das nicht irgendwie albern? Das sind doch Binsenweisheiten, dafür braucht man doch keinen Coach?“
Solche Fragen bekomme ich in letzter Zeit immer mal wieder gestellt – mal ernst gemeint, mal mit einem Schmunzeln, oft aber auch mit einem gewissen Zweifel im Blick: Kann das wirklich Coaching sein?
Nein, natürlich nicht. Das hat mit Coaching gar nichts zu tun. Und ja – ich gebe es zu – ich finde das auch etwas befremdlich wenn man inflationär Binsen postet denn für einen Coach oder eine Coachin wird das nicht gerecht. Nicht, weil Waldspaziergänge oder das eigene Wohlbefinden unwichtig wären. Ganz im Gegenteil. Wir wissen alle, wie wertvoll es ist, zur Ruhe zu kommen, sich zu entspannen, gut für sich zu sorgen. Aber Coaching ist kein Freundinnengeplauder mit Wohlfühlcharakter. Es ist auch kein Container für Lebensweisheiten, die jeder Zweite auf eine Tasse drucken könnte.
Kalendersprüche? Ja oder Nein?
Ich finde Kalendersprüche können manchmal inspirierend. Sie können Mut machen, zum Nachdenken anregen oder einfach ein Gefühl von Verbundenheit schenken. Aber mal ehrlich: Wie oft verfliegen sie auch wie ein flüchtiges Bild – gesehen im Vorbeifahren, aufgesogen im Autopilot-Modus? Aber: Coaching ist kein Autopilot. Coaching ist ein bewusster Raum. Und dieser Raum ist für Menschen gemacht, die sich entwickeln wollen – auf ihre Weise, in ihrer Tiefe, mit ihren Fragen. Und dafür braucht es mehr als einen Satz. Es braucht Präsenz, ein Gegenüber, professionelle Begleitung. "Kann ich überhaupt zu einem Coach Vertrauen haben, der die Kalenderspruch oder die Selbstdarstellungsnummer zieht?" So letztens eine Klientin. Meine Antwort: "Das muss jede und jeder für sich selbst herausfinden." Das Feld des Coachings ist riesig groß, und in keinem anderen Berufsfeld - so spekuliere ich mal - gibt es keine größere Heterogenität wie hier. Vielleicht gilt hier einfach eine gelassene Einstellung einnehmen und sich auf das Resonanzgesetz verlassen.
Coaching hat verdammt wenig mit ‚Ratschlag geben‘ zu tun
Im Grunde und das ist eine wichtige Basis: Im Coaching gibt es keine Ratschläge. Das ist eine wichtige Regel! Denn: Was für mich gut ist, muss für den anderen nicht zwingend stimmig sein. Natürlich kann es inspirierend wirken, wenn ich mich lachend durch den Sommer tanzend filme und im Video postuliere: „Tu, was dir gefällt.“ Ja, das kann motivieren, vielleicht sogar anregen, selbst etwas zu verändern. Und selbstverständlich ist nichts gegen gelegentliche Impulse einzuwenden – im Gegenteil.
Doch genau darin liegt der Unterschied zur professionellen Haltung eines Coachings: Coaching ist kein Appell, sondern ein Prozess. Ein strukturierter, individueller, tiefgreifender Prozess – der sich nicht durch allgemeine Lebensweisheiten ersetzen lässt.
Jede Coachingsitzung ist einzigartig. Und wir Coaches wissen das nur zu gut. Was im einen Moment hilfreich ist, kann im nächsten unangemessen sein. Was bei einer Klientin wirkt, kann beim nächsten Klienten blockieren. Deshalb ist es für mich – nicht nur als Coachin, sondern gerade auch als Dozentin für die Coachingausbildungen der ConAquila Akademie – befremdlich, wie oft Coaching in den sozialen Medien auf banale Ratschläge reduziert wird.
Ich frage mich immer wieder:
- Warum wird dieses Berufsfeld so inflationär behandelt?
- Warum wird ausgerechnet in einem so verantwortungsvollen Bereich so häufig vereinfacht, verallgemeinert, verflacht?
Diese Entwicklung wirkt sich aus – nicht nur auf die Wahrnehmung des Coachings in der Öffentlichkeit, sondern auch auf das Ansehen all jener, die diesen Beruf mit Tiefgang und Professionalität ausüben.
Was andere Posten ist nicht mein Maßstab - aber ein Teil des Gesamtbildes
Ich finde es völlig legitim, wenn Coaches tanzen, lachen, sich zeigen, ihre Inspirationen teilen. Jeder soll es auf seine Art machen. Und jeder zieht auch die Klient:innen an, die dazu passen. Das ist okay. Was ich mir jedoch wünsche, ist ein Bewusstsein dafür, dass unsere Außenwirkung auch das Bild des Coachings mitprägt. Wenn Coaching vor allem durch flüchtige Sprüche sichtbar wird, darf man sich nicht wundern, wenn es in der Öffentlichkeit nicht als fundierter Beruf, sondern als Lifestyle-Thema wahrgenommen wird. Aber ist das schlimm? Nicht unbedingt. Denn wie bereits angedeutet, das Coaching ist so vielfältig wie das Leben selbst. Und wer sich hier gestört fühlt, kann anfangen, richtig wertvollen Content zu erstellen. Denn ich glaube sehr wohl daran, dass auch hier das Resonanzgesetz wirkt.
Coaching ist eine professionelle Berufsausübung
Auch das liegt mir auf dem Herzen und deshalb soll es hier einmal ausgesprochen werden. Coaching bedeutet: methodische Klarheit, innere Haltung, Begleitung mit Verantwortung. Es ist ein Beruf – und keine spontane Berufung, nur weil man „gut mit Menschen kann“. Deshalb unterrichten wir in der ConAquila Akademie auch nicht: „Wie du deinem Klienten sagst, dass er einfach mehr in den Wald gehen soll."
Sondern wir vermitteln:
- psychologisches und systemisches Grundwissen,
- klare Coachingmethoden,
- die Fähigkeit zur strukturierten Gesprächsführung,
- Reflexionskompetenz und Ethik,
- Selbsterfahrung, Supervision und Praxistransfer –
Kurz: die Grundlagen für einen wirklich verantwortungsvollen Coachingberuf. Ich bin überzeugt: Coaching ist keine inspirierende Idee – Coaching ist eine Kunst, ein Handwerk. Ein achtsames, feinfühliges, oft auch forderndes Kunsthandwerk. Wer es beherrscht, verändert Leben – nicht durch Sprüche, sondern durch echte, respektvolle Begleitung.
Neu: Das neue umfangreiche Werk über die Kunst des Coachens ist jetzt erhältlich.

Ein lang gehegtes und fachlich wie menschlich zentrales Anliegen ist nun Wirklichkeit geworden: Mein neues Buch „Die Kunst des Coachens“ ist veröffentlicht.
Dieses Werk ist über viele Jahre gewachsen – getragen von meiner tiefen Überzeugung, dass Coaching mehr ist als Methode. Es ist eine Haltung, ein bewusster Weg der Begleitung und ein Raum, in dem Entwicklung, Erkenntnis und Wandlung geschehen dürfen.
Dieses Buch widme ich allen meinen ehemaligen und jetzigen Schülerinnen und Schülern, allen meinen Klientinnen und Klienten. Nur durch ihr Vertrauen, ihre Fragen und Anliegen konnte ich diese Einsichten erlangen.
Die Kunst des Coachens verbindet fundiertes Wissen, praktische Impulse und reflektierende Tiefe. Es richtet sich an angehende und erfahrene Coaches ebenso wie an Menschen, die Coaching in seiner Tiefe und Wirkkraft verstehen möchten.
Ich lade Dich ein, ich lade Sie ein, dieses Buch als Wegbegleiter zu nutzen – für die eigene Coachingpraxis oder für die eigene persönliche Entwicklung.
Wer Coacht sollte eine fundierte Ausbildung absolviert haben
Man muss nicht an einer Universität gewesen sein, um Coach zu werden. Ein abgeschlossenes Studium ist kein Muss. Entscheidend ist, ob die Coachingausbildung wirklich trägt. Ob sie Substanz hat. Ob sie dich wachsen lässt – fachlich, menschlich, methodisch. Ein guter Lehrplan zeigt dir nicht nur Tools. Er fordert deine Haltung. Er bringt dich mit deinen Grenzen in Kontakt. Und er gibt dir das nötige Fundament, um nicht aus dem eigenen Erlebten heraus, sondern mit professioneller Distanz und Tiefe zu arbeiten.
Ich begegne immer wieder Menschen, die sagen:
„Ich habe so viel durchgemacht. Ich glaube, ich kann anderen helfen.“ Und ja – das glaube ich auch. Aber: Eine persönliche Krise zu meistern macht dich noch nicht automatisch zur Coachin oder zum Coach. Es macht dich zu einem Menschen mit Tiefe. Schließlich durchläuft jeder Mensch seine eigene Heldenreise. Aber Coaching ist mehr als das. Es geht um das tiefe Verstehen und Verständnis, nämlich zum Beispiel dass Die Basis des Coachings das humanistische Menschenbild ist. Du musst nicht nur wissen was das ist, sondern es auch leben können. Es geht um die tiefen Prozesse der Wahrnehmung. Diese sind das A und O, denn es geht beim Coaching darum, die Wahrnehmung des Klienten anzustoßen, zu erweitern, Ressourcen zu erkennen, die man nicht mehr gesehen hat u. v. m. Das heißt die Wahrnehmungspsychologie spielt eine wichtige Rolle. Aber auch die positive Psychologie, die gewaltfreie Kommunikation , die Gesprächsführung und das Verstehen, das Wissen, dass es nicht um mich als Coach geht, sondern ausschließlich um den Klienten, sind neben vielen vielen weiteren Aspekten essentiell. Und noch was: wer als Coachin Lorbeeren ernten möchte, ist hier fehl am Platz. Ein solides Coachingfundament besteht aus vielen Komponenten, die sehr genau verstanden werden müssen.
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Ein Wunsch
Da wäre noch ein persönlicher Wunsch – vielleicht sogar eine Einladung an meine Kolleginnen und Kollegen: Wir Coaches sollten achtsamer damit sein, welche Botschaften wir in die Welt tragen. Natürlich darf es mal ein inspirierender Satz sein, ein Gedanke zum Innehalten, ein sogenannter Kalenderspruch. Aber wenn Coaching sich in solchen Binsenweisheiten erschöpft, dann verliert es an Tiefe – und auch an Wirkung.
Wir alle wissen, wie wichtig es ist, Impulse zu setzen. Doch gerade deshalb braucht es auch Inhalte, die tragen. Die zum Nachdenken anregen, nicht nur zum Weiterscrollen. Denn: Wer sichtbar ist, gestaltet mit – auch das öffentliche Bild von Coaching. Diese Verantwortung beginnt nicht erst mit einem Titel, sondern mit der Haltung dahinter. Was bedeutet das konkret? Als Dozentin würde ich meinen Schülerinnen und Schülern dieses mitgeben:
- Kommuniziere nicht nur motivierend – sondern auch kompetent. Ein inspirierender Satz kann schön sein – aber zeig auch Deine innere Haltung, Dein Fachwissen, Deinen Kontext. Achtung halte Dich fern von politischen Statements. Politik hat nichts beim Coaching verloren.
- Vermeide Vereinfachungen, wo Komplexität nötig ist. Menschen in Veränderungsprozessen brauchen mehr als Standardantworten.
- Zeige Deine Ausbildung und Deinen Anspruch. Wer fundiert ausgebildet ist, darf dafür stehen – und für Qualität sichtbar sein.
- Verantworte Deine Reichweite. Sichtbarkeit ist Verantwortung – auch für das Bild, das wir vom Coaching vermitteln.
- Bleib menschlich – aber bleib Coach. Nähe ist wichtig. Aber Professionalität ist das Fundament.
Das Arbeitsheft 'Kognitive Verzerrungen' ist ab sofort erhältlich

Unsere Gedanken erschaffen unsere Welt. Doch was, wenn sie uns täuschen?
Dieses Arbeitsheft führt Dich auf eine achtsame Reise durch die 15 häufigsten kognitiven Verzerrungen – Denkweisen, die uns unbewusst lenken, einengen oder kleinhalten können. Mit praxisnahen Impulsen, Reflexionsfragen und kleinen Interventionen lädt es Dich ein, gewohnte Denkmuster zu erkennen und neue innere Räume zu öffnen – für mehr Klarheit, Freiheit und Echtheit.
Ob für Deine persönliche Entwicklung oder für Deine Arbeit als Coach: Dieses Heft unterstützt Dich dabei, hinderliche Gedanken bewusst zu machen und in wertvolle Erkenntnisse zu verwandeln.
Für ein Denken, das Dich nicht festhält – sondern weiterbringt.
Für Coaching auf Augenhöhe.
Für ein Miteinander, das in uns selbst beginnt.
Besonderer Bonus für Dich:
Zu diesem Arbeitsheft findest Du begleitendes Audio-Material: 14 geleitete Meditationen zu den jeweiligen Verzerrungen zum Auflösen. Begleitet von den Klängen aus dem wundervollen Projekt 'The Sound of Plants'.
An alle, Die gerade beginnen
Und wenn du selbst gerade erst losgehst – als junge Coachin, als Quereinsteiger, vielleicht mit einer eigenen Geschichte im Gepäck – dann lass dir sagen: Du musst nicht alles wissen. Aber du solltest bereit sein, zu lernen. Coaching beginnt dort, wo Tiefe gefragt ist. Wo du dich reflektierst. Wo du nicht nur helfen willst, sondern wirklich begleiten kannst.
Ein Ausblick – und eine Einladung
Wenn wir das Coaching gemeinsam wieder mit Tiefe füllen, dann wird es das sein, was es sein kann: kraftvoll, klar und menschlich. Und genau dafür lohnt es sich, einzustehen – in jedem Gespräch, in jeder Ausbildung, in jedem Beitrag, den wir öffentlich teilen.
„Coaching ist für mich keine Technik und kein Trend.
Es ist eine Haltung – und ein Beruf, den man mit Sorgfalt, Tiefe und Menschlichkeit erlernt.“
©Martina M. Schuster
Bildquelle Canva Pro
Auszug aus dem Lehrplan der Kompaktausbildung:
LEHRPLAN AUSZUGSWEISE
incl. dem Lehrplan für die Life Coaching Ausbildung
- Grundhaltungen, Abgrenzungen und Ethik
- Einsatz von Stimme und Musik im AuditiveCoaching©
- Die Kunst der Wahrnehmung
- Pacing & Rapport in der Musik und im Coaching
- Funktionen der Musik und der Stimme im Coaching Prozess
- Schwingung und Gesundheit
- Zusammenhang Stimme und innere Kraft
- Lösungsorientiertes Coaching
- Interventionstechniken
- Biographische Symphonie
- Der professionelle Auftakt: Telefonischer Erstkontakt, das erste Treffen
- Anliegenklärung
- Mandatserteilung
- Individualität, Lebensziele, Lebensvisionen
- Standortanalyse, Biographie und Beziehungen
- Klänge der Stille, Klänge des Atems
- Königsweg der Kommunikation
- Professionelle Fragetechniken
- Vorsicht Fallen: psychologische Effekte
- Konzept der Selbstführung
- Fundament des Coaches
- Professionelle Fragetechniken (Generalisierungen, Tiefenstruktur erkennen, Fragen die aufs Ziel ausrichten etc.)
- Ressourcenarbeit
- Zielarbeit, Zielschärfung, Zielerreichung
- Meditationen anleiten und selbst entwerfen
- Standortanalyse, Biografie und Beziehungen
- Erlebnisqualitäten, Potential und Funktionen der Musik und des Gesangs innerhalb des Coaching Prozesses
- Das Potential des heilsamen Singens
- Musik und Erleben
- Life-Balance, Lebenshüte, Lebensplan
- Systemische Ansätze im Coaching
- Stressmanagement: Stresssignale, Ursachen, Erstellen und Interpretation eines Stressprofils, Bewältigungsstrategien und Ausarbeitung eines Programmes
- Glaubenssatzarbeit - Negative Glaubenssätze erkennen und umstrukturieren
- Selbstwertgefühl - verstehen und stärken
- Konfliktfähigkeit stärken - Konfliktmanagement
- Zeitmanagement - Zeitwahrnehmung, Einstellungen und Werte zur Zeit, Zielsetzungen, Prioritäten setzen, Umgang mit Störungen, Arbeitsplatzorganisation
- Bilderlebnis im AuditiveCoaching©
- Timeline Methoden - mit und ohne Musik, Klänge
- Tool-Pool
- Mein AC-Konzept - Marketing, Positionierung und Netzwerk
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Karin (Donnerstag, 07 August 2025 16:58)
Dieser Artikel ist sehr interessant und wichtig. Jeder Coach sollte ihn gut lesen vor allem jene, die Binsen & Banalitäten in Zusammenhang mit Coaching verbreiten.
Danke liebe Martina