In einer Zeit, in der die Meinungsfreiheit zunehmend infrage gestellt wird und viele Menschen ihre Stimmen aus Angst vor sozialer Ächtung zurückhalten, gewinnt die Bedeutung eines sicheren Raums, in dem eigene Überzeugungen frei geäußert werden dürfen, enorm an Wert. Coaching muss genau diesen Raum bieten, sonst wäre es kein Coaching, sondern willfährige, propagandamäßige Manipulation einhergehend mit dem Odeur des Machtmissbrauchs. Doch warum ist die Meinungsfreiheit im Coaching-Prozess so zentral, und wie kann der Coach dafür sorgen, dass Framing und Cancel Culture hier keinen Platz finden? Ein humanistisches Weltbild zeigt den Weg.
Die Meinungsfreiheit als Fundament für persönliche Entwicklung
Im Coaching steht die individuelle Entwicklung des Menschen im Mittelpunkt. Es geht darum, Blockaden zu lösen, Ressourcen zu aktivieren und Potenziale zu entfalten. Damit all dies gelingt, braucht der Coachee einen Raum, in dem er seine Gedanken, Zweifel und Überzeugungen ohne Angst vor Ablehnung oder Verurteilung aussprechen kann. Nur so können echte Einsichten und Veränderungen entstehen.
Hier wird die Meinungsfreiheit zum Dreh- und Angelpunkt. Sie ist mehr als das Recht, sich frei auszudrücken – sie ist die Basis für persönliches Wachstum und Selbstbestimmung. Ein Coach, der ein
solches Umfeld schafft, leistet mehr als Begleitung: Er schafft den sicheren Rahmen für Authentizität und Selbsterkenntnis. In einer Gesellschaft, in der Meinungen zunehmend von Medien
polarisiert und in Schubladen gesteckt werden, ist dies wichtiger denn je.
Framing und Cancel Culture – Warum sie im Coaching keinen Platz haben dürfen
Es lässt sich kaum leugnen, dass das Phänomen der Cancel Culture und die wachsende Neigung zum Framing in sozialen Medien und im öffentlichen Diskurs tiefe Spuren hinterlassen haben. Menschen zögern oft, ihre Ansichten offen auszusprechen, weil sie befürchten, missverstanden oder öffentlich „gecancelt“ zu werden. Framing, also die bewusste oder unbewusste Einordnung von Aussagen in vorgefertigte Muster, kann die Wahrnehmung stark verzerren und Menschen daran hindern, sich auf die eigene Intuition zu verlassen. Wenn beispielsweise jemand eine Meinung äußert, die nicht dem Mainstream entspricht, wird er oder sie häufig in eine bestimmte Ecke gestellt.
Im Coaching darf es diese Mechanismen nicht geben. Der Coach muss stets darauf bedacht sein, eine neutrale, wertfreie Haltung einzunehmen und die Meinung des Coachees nicht in Schablonen zu pressen. Jeder Mensch ist einzigartig und verdient es, ohne vorgefasste Urteile gesehen zu werden. Wenn das Coaching in die Falle des Framings tritt, wird der Coachee in seiner Authentizität beschnitten – und das Vertrauen, das zwischen Coach und Coachee herrschen sollte, gerät ins Wanken.
Humanistisches Weltbild als Basis für Meinungsfreiheit im Coaching
Ein humanistisches Weltbild erkennt die Würde und Autonomie jedes Menschen an. Es geht davon aus, dass jeder Mensch ein Recht auf Selbstverwirklichung und freie Entfaltung hat. Diese Werte bilden das Fundament des Coachings und unterstreichen die Wichtigkeit eines offenen Raumes, in dem jede Meinung willkommen ist, solange sie respektvoll und ehrlich geäußert wird.
Im Coaching nach humanistischen Prinzipien steht der Mensch im Mittelpunkt – nicht seine Ansichten. Ein Coach, der sich diesem Prinzip verpflichtet fühlt, wird stets darauf bedacht sein, dem Coachee eine wertfreie Haltung entgegenzubringen. Es ist eine Einladung, die eigene innere Stimme zu erkunden und sich jenseits von gesellschaftlichen Normen und Erwartungen selbst zu finden.
Coaching als sicherer Raum für authentische Stimmen
Das Ziel des Coachings ist es, Menschen dabei zu unterstützen, ihre eigene Wahrheit zu erkennen und zu leben. Das bedeutet auch, dass der Coach den Coachee ermutigt, sich nicht von den Meinungen anderer einschränken zu lassen, sondern sich selbst treu zu bleiben. Coaching ist ein Ort, an dem Menschen ohne die Angst vor Cancel Culture oder Framing aussprechen können, was sie wirklich bewegt. Diese authentische Ausdrucksmöglichkeit ist befreiend und ermöglicht neue Perspektiven.
Durch Fragen und Reflexionsangebote hilft der Coach dem Coachee, seine eigenen Überzeugungen zu hinterfragen und zu stärken. Es geht nicht darum, eine Meinung zu verändern oder anzupassen,
sondern darum, sie in einem offenen und wertfreien Kontext zu betrachten. So werden die Coachees in ihrer Selbstwirksamkeit gestärkt und lernen, für ihre Werte und Überzeugungen einzustehen –
auch außerhalb des Coachings.
Fazit: Meinungsfreiheit im Coaching als unantastbare Basis
In einer Zeit, in der gesellschaftliche Mechanismen wie Framing und Cancel Culture zunehmend Einfluss auf unsere Meinungsbildung und unser Verhalten nehmen, braucht es Orte, an denen authentische Stimmen ohne Angst vor Verurteilung gehört werden können. Coaching bietet diesen Raum und schafft so die Grundlage für echte, nachhaltige Entwicklung.
Meinungsfreiheit ist im Coaching-Kontext unantastbar, weil sie das Fundament für menschliche Entfaltung und Selbsterkenntnis bildet. Sie ist Ausdruck des humanistischen Weltbildes, in dem der Mensch in seiner Ganzheit und Einzigartigkeit geachtet wird. Der Coach schafft dafür den sicheren Raum – ein Raum, der in einer sich verändernden Welt ein Anker der Authentizität bleibt.
copyright Martina M. Schuster
Bilderquelle Canva
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