In der heutigen Zeit ist es unverkennbar, dass sich immer mehr Coachinnen in der Öffentlichkeit selbstinszenierend darstellen. Deshalb werde ich auch oft darauf angesprochen, wenn ich sage, dass ich CoachInnen ausbilde. Und ich muss zugeben, es fällt mir auch auf. Dieser Trend wirft Fragen auf: Warum legen so viele Coachinnen einen starken Fokus auf ihren Sexappeal? Warum inszenieren sie sich selbst als die Schönste, Reichste oder Erfolgreichste? Ist diese Art der Selbstinszenierung negativ für das Coaching an sich oder kann sie anderen Frauen Mut machen, zu sich selbst zu stehen? In diesem Artikel möchte ich mich nun endlich mit diesen Aspekten befassen und die möglichen Vor- und Nachteile dieser Selbstinszenierung diskutieren.
Der Trend zur Selbstinszenierung
Coachinnen, egal ob sie im Bereich des Business, der Lebensführung oder der persönlichen Entwicklung tätig sind, haben erkannt, dass sie sich in einer überfüllten und wettbewerbsintensiven Branche abheben müssen. Eine Möglichkeit, dies zu tun, besteht darin, ihre Persönlichkeit in den Vordergrund zu stellen und ihre Einzigartigkeit hervorzuheben. Dies kann durch ihre Kleidung, ihrer sexuellen Ausstrahlung, ihren Stil, ihre Hobbys oder ihre Interessen geschehen.
Das Streben nach Aufmerksamkeit und Erfolg
Es ist wichtig anzuerkennen, dass die Selbstinszenierung von Coachinnen in der Öffentlichkeit oft aus dem Wunsch entsteht, Aufmerksamkeit zu erlangen und natürlich um die berufliche Reputation und Bekanntheit aufzubauen. In einer überfüllten Branche möchten sich Coachinnen abheben und ihre Botschaften effektiv verbreiten. Indem sie ihre Persönlichkeit und ihr Äußeres betonen, versuchen sie, potenzielle Klienten anzusprechen und ihre Expertise zu vermitteln.
Die Macht der visuellen Reize
Menschen sind visuelle Wesen, und ästhetisch ansprechende Präsentationen können die Aufmerksamkeit schneller auf sich ziehen. Das ist doch klar. Durch die Betonung ihres Sexappeals oder ihrer äußeren Erscheinung versuchen Coachinnen, eine positive Wirkung auf ihr Publikum zu erzielen. Diese Form der Selbstinszenierung kann einerseits dazu beitragen, dass Klienten sich angezogen fühlen und so zu einer geschäftliche Verbindung führen. Andererseits kann dies jedoch auch zu oberflächlichen Einschätzungen führen, leider auch was die Branche des Coachings an sich betrifft, und die eigentliche Expertise der Coachin in den Hintergrund rücken.
Das Streben nach Authentizität und Mut, zu sich selbst zu stehen
Die Selbstinszenierung als die Schönste, Reichste oder Erfolgreichste kann sicherlich auch als Ausdruck des persönlichen Erfolgs und der Selbstbestätigung dienen. Coachinnen möchten mit ihrem eigenen Beispiel zeigen, dass sie die Hindernisse überwunden haben und andere Frauen ermutigen, dasselbe zu tun. Indem sie ihr Äußeres betonen, möchten sie Frauen ermutigen, zu sich selbst zu stehen und ihre Einzigartigkeit zu feiern. Sie zeigen also auch, dass es in Ordnung ist, authentisch zu sein und sich nicht an gesellschaftlichen Normen zu orientieren. Diese Coachinnen ermutigen Frauen, ihre eigenen Stärken zu erkennen und sich von den Erwartungen anderer zu lösen. Durch ihre Präsentation und die Inszenierung schaffen sie eine inspirierende Botschaft: "Sei du selbst und stehe zu dem, wer du bist."
Empowerment durch Identifikation
Wenn Coachinnen ihre Persönlichkeit in den Mittelpunkt stellen, ermöglichen sie es den Klienten, sich mit ihnen zu identifizieren. Frauen, die nach Unterstützung suchen, fühlen sich oft von Menschen angezogen, die ähnliche Herausforderungen oder Lebenswege durchlaufen haben. Durch die Darstellung ihrer eigenen Reise und individuellen Erfahrungen schaffen Coachinnen eine Verbindung zu ihren Klienten und erzeugen ein Gefühl von Verständnis und Empathie. Dies kann den Klienten dabei helfen, ihre eigenen Ziele zu erreichen und Schwierigkeiten zu überwinden.
Die möglichen negativen Auswirkungen
Es gibt jedoch auch eine negative Seite der Selbstinszenierung von Coachinnen. Wenn die Darstellung der Persönlichkeit und des Äußeren der Coachinnen den eigentlichen Fokus der Arbeit überschattet, können mögliche KlientInnen verwirrt oder abgelenkt werden. Auch, wie schon betont kann es sein, dass dieser wundervolle Beruf, eine Wertminderung im Außen erhält. Denn der Erfolg eines Coachings hängt natürlich nicht von den äußeren Merkmalen der Coachin ab, sondern von der Kompetenz und dem Fachwissen. Natürlich besteht auch die Gefahr, dass das eigentliche Ziel, nämlich die KlientInnen in ihrer Einzigartigkeit zu unterstützen und zu entwickeln, in den Hintergrund gerät, weil die Coachin zu sehr mit sich selbst und ihrer Inszenierung beschäftigt ist. Dann kann es dazu kommen, dass diese sich überschätzt und vergisst, dass beim Coaching nicht sie, sondern die Klientin die Expertin ist.
Der richtige Mittelweg
Um die Balance zu finden, sollten Coachinnen sich bewusst sein, was sie mit ihrer Selbstinszenierung erreichen möchten. Es ist natürlich wichtig, die eigene Persönlichkeit einzubringen, um Vertrauen aufzubauen und eine Verbindung herzustellen, aber dies sollte nicht zum Hauptfokus werden. Die Coachin sollte (wie vorher bereits erwähnt) ihre Klienten und deren Bedürfnisse immer im Auge behalten und sicherstellen, dass sie ihnen die notwendige Unterstützung und Anleitung bietet. Sie muss in der Lage sein, mit ihrer eigenen Persönlichkeit, zurückzutreten, und das Feld der Klienten bzw. dem Klienten zu überlassen. Deshalb ist es auch für viele KlientInnen im Vorfeld wichtig die jeweiligen Kompetenzen der Coaching abzuchecken. Das heißt für die Präsentation der Coachin, auch hinsichtlich ihrer Kompetenzen transparent zu sein.
Fazit
Die Selbstinszenierung von Coachinnen, bei der die Persönlichkeit und das Äußere betont werden, kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben. Wenn sie als Mittel zur Ermutigung und Identifikation genutzt wird, kann eine Coachin anderen Frauen Mut machen, zu sich selbst zu stehen. Allerdings sollte stets der Fokus auf der Klientin und der Entwicklung liegen, um sicherzustellen, dass die Coachin ihre Rolle als solche nicht aus den Augen verliert. Letztendlich ist die Selbstinszenierung ein sicherlich wichtiges Werkzeug, das aber mit Bedacht eingesetzt werden sollte, um einen echten Mehrwert für sich selbst und die Klienten zu schaffen.
©Martina M. Schuster
Bildquelle Canva Pro
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