
Wie uns Klangstrukturen Halt geben, wenn das Leben wankt
Wenn das Leben wankt, suchen wir nach etwas, das bleibt. Nach einem Muster, einem Rhythmus, der uns Halt gibt. Für mich ist die Fibonacci-Folge genau das: eine Einladung, Vertrauen zu fassen – in die innere Ordnung des Lebens. Und in die Kraft der Musik, die uns mit dieser Ordnung verbinden kann.
Wer war Fibonacci?
Fibonacci, mit vollem Namen Leonardo Pisano oder auch Leonardo da Pisa, war einer der einflussreichsten Mathematiker des europäischen Mittelalters. Geboren um 1170 in Pisa, bereiste er als Sohn eines Handelsvertreters viele Länder des Mittelmeerraums, insbesondere Nordafrika. Dort kam er früh mit dem arabisch-indischen Zahlensystem in Kontakt – also mit den Ziffern, die wir heute selbstverständlich benutzen: 0 bis 9. In Europa wurde damals noch mit römischen Zahlen gerechnet, was sehr umständlich war.
Sein Hauptwerk, das „Liber Abaci“ (1202, überarbeitet 1228), war revolutionär. Es war kein Buch nur über Mathematik, sondern ein umfassendes Rechenbuch für Händler, das zeigte, wie man mit dem damals neuen Stellenwertsystem rechnen konnte – also Addition, Subtraktion, Multiplikation, Division, Brüche, Umrechnung von Gewichten, Währungen etc.
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Sieben Klangreisen, inspiriert von den Chakren und der stillen Ordnung der Fibonacci-Spirale.
Ground Strength ist dem Wurzelchakra gewidmet – für mehr Sicherheit, Erdung und innere Stärke.
🎧 Lausche. Atme. Spüre den Halt.
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Das Kaninchenproblem – der Ursprung der berühmten Zahlenfolge
Die heute sogenannte Fibonacci-Folge (0, 1, 1, 2, 3, 5, 8, 13, 21, 34, …) taucht nicht als zentrales Thema, sondern eher als Nebenproblem im Liber Abaci auf. Und zwar stellt Fibonacci darin die folgende Frage:
"Wie viele Paare Kaninchen entstehen aus einem einzigen Paar in einem Jahr, wenn jedes Paar ab dem zweiten Monat jeden Monat ein neues Paar hervorbringt – und die Kaninchen niemals sterben?"
Die Annahmen:
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Im ersten Monat gibt es ein Paar.
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Dieses wird im zweiten Monat geschlechtsreif.
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Ab dem dritten Monat bringt es dann jeden Monat ein neues Paar zur Welt.
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Jedes neu geborene Paar braucht ebenfalls einen Monat, um fruchtbar zu werden, usw.
Wenn man das über ein Jahr hinweg verfolgt, ergibt sich genau diese Zahlenreihe:
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Monat 1: 1
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Monat 2: 1
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Monat 3: 2 (das ursprüngliche Paar bringt ein neues hervor)
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Monat 4: 3 (ein neues vom ursprünglichen Paar, das andere Paar wird geschlechtsreif)
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Monat 5: 5
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Monat 6: 8
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usw.
Tiefe Bedeutung jenseits der Kaninchen
Was Fibonacci damals nicht ahnen konnte (und auch nicht thematisierte):
Diese Zahlenfolge tritt überraschend oft in der Natur, Kunst und Musik auf. Erst Jahrhunderte später wurde das erkannt und wissenschaftlich erforscht.
Die Fibonacci-Folge ist heute nicht nur ein mathematisches Kuriosum, sondern:
- ein Modell für Wachstum in der Natur,
- ein Zugang zum Goldenen Schnitt (das Verhältnis zweier aufeinanderfolgender Zahlen nähert sich asymptotisch dem Goldenen Verhältnis, ca. 1,618),
- und ein Werkzeug für Komposition und Gestaltung – weil sie ästhetisch ansprechend ist und das Unbewusste anspricht.
Warum das so tief geht
Die Kraft dieser Folge liegt darin, dass sie ein natürliches Wachstumsmuster beschreibt – inkrementell, aber nicht linear. Es ist keine simple Verdopplung oder exponentielle Explosion. Sondern ein langsames, sich selbst ergänzendes Entfalten, das auf das Vergangene aufbaut und organisch wächst. Das ist faszinierend – gerade in Zeiten, in denen wir lineares Denken gewohnt sind.
Und genau darin liegt auch ihre Wirkung in der Musik: Sie schafft Struktur ohne Monotonie. Wachstum ohne Chaos. Und berührt uns tief, weil sie das Prinzip des Lebens selbst abzubilden scheint.
Fibonacci in der Musik – Struktur, die trägt, ohne zu dominieren
Struktur gibt bekanntlich Sicherheit. Und genau das kann Musik schenken – vor allem, wenn sie in Zeiten innerer Unruhe auf etwas Größeres verweist. Es geht dabei aber nicht um das mechanische Durchspielen der gesamten Fibonacci-Folge, etwa als mathematisches Experiment am Piano. Was mich bewegt, ist etwas anderes: bestimmte Sequenzen dieser Folge, die sich wie leise Ordnungsimpulse in die Musik einweben.
Wie kleine Spiralen tauchen sie auf, verschwinden wieder, erscheinen neu – mal im Rhythmus, mal in den Tonhöhen, manchmal in den Pausen dazwischen. Sie sind nicht vordergründig hörbar, aber spürbar. Und genau darin liegt ihre Kraft: Sie durchdringen die Musik nicht wie ein Raster, sondern fügen sich wie natürliche Muster in ein größeres Ganzes. So wie in der Natur: auch dort wächst nichts exakt nach Plan – und doch gibt es eine stille Ordnung im Hintergrund.
Diese eingestreuten Fibonacci-Sequenzen geben der Musik eine Form von kohärenter Tiefe, die intuitiv verstanden wird. Sie helfen, ein Gefühl von Verbindung herzustellen – zu sich selbst, zur Welt, vielleicht auch zum Ursprung des Lebens. Und sie schenken Vertrauen. Denn wo ein Muster auftaucht, entsteht auch Orientierung.
Wenn ich mit solchen Klängen arbeite oder sie höre, erlebe ich oft einen Zustand zwischen Achtsamkeit und Hingabe. Die Musik vermittelt: Du darfst dich anlehnen. Es gibt einen Rhythmus unter allem. Einen inneren Bauplan, der auch dich mitmeint.
Fazit: Ordnung im Wandel – Vertrauen durch Klang
Die Fibonacci-Folge ist mehr als ein mathematisches Phänomen. Sie ist ein Symbol für natürlichen Wandel und für die stille Ordnung, die allem Leben zugrunde liegt. In der Musik – und besonders dann, wenn ihre Sequenzen fein und organisch eingebettet sind – kann sie genau das verkörpern: eine Struktur, die nicht einengt, sondern hält.
Gerade in Zeiten, in denen das Leben unsicher erscheint, schenkt uns solche Musik etwas Kostbares: Vertrauen in einen tieferen Rhythmus. Nicht alles muss berechenbar sein – aber es darf spürbar werden, dass auch das scheinbar Chaotische Teil eines größeren Musters ist.
Musik, die sich an diesen natürlichen Prinzipien orientiert, wird zur Einladung: Hör hin. Spür die Ordnung. Lass dich tragen. Und vielleicht ist ein großer Schatz, zu wissen, dass es eine Resonanz gibt zwischen uns, der Natur, der Musik und der Ordnung des Lebens.
©Martina M. Schuster
Bildquelle Canva Pro
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