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Einsamkeit

Ein Plädoyer für mehr Aufmerksamkeit und Verständnis

 

Wir sind immer stärker miteinander vernetzt, jeder weiß alles über den anderen. Das 'Social Networking' ist mittlerweile ein muss und das sich zur Schau stellen gehört ebenfalls dazu. Doch paradoxerweise, oder vielleicht doch logischerweise (?), scheint Einsamkeit  zu einer immer häufiger auftretenden 'unerkannten Krankheit' zu werden. Manfred Spitzer, namhafter Psychiater und Autor, hat dieses drängende Thema in seinem Buch "Einsamkeit - die unerkannte Krankheit" aufgegriffen und liefert einen eindringlichen Appell für mehr Bewusstsein und Maßnahmen zur Bekämpfung dieser stillen Epidemie. Ich finde dieses Thema so wichtig, und deshalb möchte ich es gerne etwas mehr in unseren Wahrnehmungsraum bringen. 

 

Ständig umgeben von vielen, dennoch tief einsam

Was ist eigentlich Einsamkeit? Einsamkeit ist mehr als nur das Fehlen von Gesellschaft. Sie ist eine komplexe emotionale Erfahrung, die tiefe Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit hat. Die heutige Gesellschaft, geprägt von digitaler Kommunikation und oberflächlichen sozialen Interaktionen, hat dazu beigetragen, dass viele Menschen sich in einer paradoxen Situation wiederfinden - ständig umgeben von anderen, aber dennoch tief einsam. 

 

Einsamkeit als soziale Krise

Spitzer argumentiert, dass Einsamkeit nicht nur eine persönliche Krise ist, sondern auch eine soziale und gesundheitliche Krise darstellt. Studien haben gezeigt, dass chronische Einsamkeit das Risiko für eine Vielzahl von Gesundheitsproblemen erhöht, darunter Herzkrankheiten, Depressionen, Angstzustände und sogar eine verkürzte Lebensdauer. Darüber hinaus kann Einsamkeit auch kognitive Funktionen  beeinträchtigen und das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer erhöhen. Der Autor betont die Bedeutung von sozialen Bindungen und zwischenmenschlichen Beziehungen für das Wohlbefinden des Menschen. In einer Gesellschaft, oder sagen wir in einer industriell geprägten Welt, die von technologischen Fortschritten und virtuellen Verbindungen dominiert wird, warnt er davor, die Bedeutung echter, persönlicher Interaktionen zu unterschätzen. Es ist nicht ausreichend, ständig online zu sein oder oberflächliche soziale Kontakte zu pflegen. Stattdessen ist es wichtig, tiefe und bedeutungsvolle Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und zu pflegen. Ich erinnere mich, dass dieses Thema schon sehr lange und oft in Gesprächen die ich mit Unternehmern und Unternehmerinnen hatte, aber auch mit wachen und offenen Menschen, analysiert als auch immer wieder zu fast schon fatalistische Aussagen führten wie: 'Ja, das wird verdammt einsam werden, wenn wir älter sind'. Aber ich denke gerade wir, die etwas älteren, die Gemeinschaft nicht erlebten, tiefe Gespräche noch kennen, weil wir eben nicht mit den Headlines von Shortmessages großgeworden ist und so unsere Hirnwindungen entsprechend geformt wurden. Vielleicht sind es wir, die hier gerade jetzt in der Gesellschaft etwas dazu beitragen können, die 'Kurve' zu bekommen.

 

Social Media hat nichts mit echten sozialen Kontakten zu tun

Zusätzlich zu den Herausforderungen, die moderne Technologie mit sich bringt, tragen soziale Netzwerke wie Facebook, Instagram und TikTok zur Oberflächlichkeit und Isolation bei. Diese Plattformen sind nicht primär darauf ausgerichtet, echte soziale Kontakte herzustellen, sondern dienen oft kommerziellen Zwecken. Ihr Hauptziel ist es, Werbung zu schalten und Informationen über das Verhalten der Konsumenten zu sammeln und zu verkaufen. Dadurch werden persönliche Verbindungen häufig auf oberflächliche Interaktionen reduziert, was Einsamkeit verstärken kann.

 

Was tun gegen die Einsamkeit?

Um der Einsamkeit entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass jeder Einzelne sich fragt, wie er im eigenen Kreis und in der eigenen Gemeinde etwas beitragen kann. Wenn man auf andere zugeht, lindert man nicht nur seine eigene Einsamkeit sondern auch die des anderen. Dies kann durch die Förderung von Gemeinschaftsaktivitäten, die Schaffung von sicheren Räumen für zwischenmenschliche Interaktionen und die Unterstützung von sozialen Initiativen geschehen. Es ist an der Zeit, dass wir uns wieder auf authentische Verbindungen konzentrieren und bewusste Anstrengungen unternehmen, um uns gegenseitig zu unterstützen und zu integrieren. Denken wir auch mal an unsere Sprache, wie wir reden, wie wir urteilen, ja oft aburteilen. Oft wird die Sprache von den Mainstreammedien sehr stark geformt. Achte auch mal darauf, wie Menschen mit anderen Meinungen ausgeschlossen und beschimpft werden. Das dürfen wir nicht zulassen, wollen wir eine friedliche Gemeinschaft, die wertschätzend und offen mit jeder Meinungsverschiedenheit umgeht, ja diese sogar begrüßt. Denn nichts ist langweiliger als die ewige Bestätigung der eigenen Meinung. 

 

Ja es ist wohl so, dass insgesamt eine Verschiebung in der gesellschaftlichen Wahrnehmung und Prioritäten stattfinden muss. Oberflächliche Interaktionen sollten nicht länger als ausreichend angesehen werden, und echte, bedeutungsvolle Beziehungen sollten gefördert werden. Indem wir uns gemeinsam für ein Miteinander engagieren und eine Kultur der Fürsorge und Verbundenheit fördern, können wir eine Welt schaffen, in der jeder sich gehört, unterstützt und geliebt fühlt. Wir können nicht auf andere warten, bis diese eine Veränderung einläuten, das obliegt ganz alleine uns selbst. Ich finde es wunderbar, dass Prof. Manfred Spitzer dieses Thema an die 'wissenschaftliche' Oberfläche brachte und uns allen so auch aufzeigt, in welche Richtung wir marschieren, wenn wir keinen Kurswechsel einlegen.

 

Martina M. Schuster

Bildquelle: Canva Pro

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